Windpark Quatre Bornes verzichtet auf eine Windkraftanlage

Das Unternehmen Les Quatre Bornes und sein Partner Groupe E Greenwatt verzichten auf eine der ursprünglich vorgesehenen sieben Windturbinen auf Berner Boden. Die Entscheidung fiel im Anschluss an die Schlichtungsverhandlung von Dienstag, 23. August.


Der Hintergrund
Im Bewusstsein ihres hohen Energiebedarfs schlossen sich die 23 Landwirte, die den Boden von Quatre Bornes bewirtschaften, im Jahr 2005 zusammen, um die Stromversorgung ihrer Betriebe möglichst autonom zu gestalten. So entstand die Idee, in der sehr windreichen Region La Joux-du-Plâne – L’Echelette einen Windpark zu errichten.
Ursprünglich umfasste das Projekt sieben Windkraftanlagen in der Gemeinde Sonvilier (BE) und drei auf dem Gebiet der Gemeinde Val-de-Ruz (NE). Deren geschätzte Produktion von 70 GWh/Jahr entspricht 85% des Verbrauchs der beiden Gemeinden (Haushalte, Landwirtschaft, Dienstleistungen und Industrie).
An der Volksabstimmung vom 27. September 2020 lehnten die Bürgerinnen und Bürger von Sonvilier das Projekt mit nur vier Gegenstimmen ab, weshalb es für den Berner Teil des Parks auf Eis gelegt wurde.
Angesichts der Energielage und des Bestrebens, die Stromversorgung unseres Landes zu sichern, wurde im Januar 2022 eine Initiative ins Leben gerufen, damit die Bevölkerung von Sonvilier erneut über den Windpark abstimmen. Der Quartiersplan, der einer Baubewilligung gleichgestellt ist, wurde öffentlich aufgelegt, wobei die ursprünglichen Einwände weiterhin galten. Die Abstimmung findet in Kürze statt. Für den Neuenburger Teil des Windparks wurde von den kantonalen Behörden genehmigt und durchläuft nun das ordentliche Verfahren

Konstruktiver Dialog mit den Gegnerinnen und Gegnern
Der Bau eines Windparks beschränkt sich nicht auf die Installation von Windturbinen auf Weiden. Es handelt sich um ein multidisziplinäres Projekt, das eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt.
So werden Umweltaspekte gemeinsam mit den Naturschutzverbänden behandelt, mit dem Ziel, die Biodiversität zu fördern und das lokale Erbe aufzuwerten. Diese Gespräche ermöglichten die Auswahl der besten Standorte unter Berücksichtigung des Naturraums.
Bei einem solchen Projekt steht auch der Mensch im Mittelpunkt der Überlegungen, indem die Auswirkungen auf die Bevölkerung berücksichtigt werden und der Dialog mit der Bevölkerung, den lokalen, kantonalen Verwaltungen und verschiedenen privaten Akteuren gesucht wird. Im konkreten Fall des Windparks Quatre Bornes führte die aufmerksame Anhörung der Gegnerinnen und Gegner zum einvernehmlichen Beschluss, auf die Windkraftanlage E10 zu verzichten.


Welche Folgen hat das?
Durch die Streichung der Windkraftanlage E10 wird sich die Produktion des Parks um etwa 7 GWh/Jahr verringern, was dem jährlichen Stromverbrauch von etwa 5000 Personen entspricht. Wenngleich der Standort die gesetzlichen Anforderungen erfüllt, wird die Entfernung zwischen der ersten Windkraftanlage und den Flach- und Hochmooren von Les Pontins, einer Landschaft von nationaler Bedeutung, nun um mehr als 400 Meter vergrössert.
Die Streichung stellt weder die Rentabilität des Parks noch den Willen zum Bau der übrigen neun Windturbinen in Frage. Auf der Neuenburger Seite ist das Verfahren für die drei geplanten Windturbinen ohne weitere Veränderung im Gange. Angesichts der internationalen Lage und der drohenden Stromknappheit im Winter gewinnt der Windpark zusätzlich an Bedeutung. An einem schnellstmöglichen Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz führt kein Weg vorbei.

Windenergie: sauber, sicher, erneuerbar und lokal produziert
Die Windenergie ist eine ideale Ergänzung zu Solarstrom und Wasserkraft. Windparks produzieren rund zwei Drittel ihres Stroms im Winter, wenn die Schweiz stark von ausländischen Energielieferungen abhängig ist (zwischen 2 und 3 TWh), da die Produktion von Solarstrom und Wasserkraft zu dieser Jahreszeit geringer ausfällt.
Die Schweiz könnte pro Jahr 29,5 Terawattstunden (TWh) aus Windenergie erzeugen, davon allein 19 TWh in den Wintermonaten. Das zeigt eine aktuelle Studie der Meteotest AG, die im Auftrag des Bundesamtes für Energie (BFE) zur Feststellung des Windpotenzials in der Schweiz durchgeführt wurde.
Die Windenergie trägt mit einer beispiellosen Ökobilanz auch zur Dekarbonisierung unserer Regionen bei, weil die für den Bau der Anlagen benötigte graue Energie bereits nach sechs bis zwölf Monaten Betriebszeit kompensiert ist.


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