Energieeffizienz ist Teamarbeit

Mit dem Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, müssen viele Unternehmen ihren Energieverbrauch senken und dekarbonisieren. Bei Groupe E analysieren die Einheiten «Energieaudit» und «Planung und Umsetzung», ihre Situation und unterstützen sie bei der Umsetzung von Sparmassnahmen. Julien Egger, Leiter der Einheit «Energieaudit», wirft einen Blick hinter die Kulissen dieses Fachbereichs.

Julien Egger - Groupe E

Julien Egger, Leiter der Einheit «Energieaudit»

Julien Egger, welche Unternehmen lassen ein Energieaudit durchführen?

Das betrifft vor allem Kunden, die mehr als 500’000 kWh Strom pro Jahr verbrauchen und gesetzlich verpflichtet sind, alle wirtschaftlichen Energieeffizienzmassnahmen, die im Rahmen des Audits ermittelt wurden, umzusetzen. Die Rede ist von Industrieunternehmen aus allen Branchen, grossen Hotels, Spitälern und Einkaufszentren. Aber auch zahlreiche Unternehmen, die keine gesetzliche Verpflichtung haben und sich aus Überzeugung oder aus dem Wunsch heraus, ihre Rentabilität zu verbessern, engagieren möchten.

Julien Egger umringt von Experten für Energieaudits von Groupe E.

Kommen Sie hier ins Spiel?

Ja, unsere Aufgabe ist es, ein umfassendes Audit für diese Unternehmen durchzuführen und ihnen Verbesserungsmassnahmen zu empfehlen. Ich würde sagen, dass wir ihr «Allgemeinmediziner» in Sachen Energie sind. Sie kommen zu uns, um eine Diagnose zu erhalten, und wir helfen ihnen dann direkt bei der Umsetzung von Massnahmen, die in unseren Zuständigkeitsbereich fallen, oder verweisen sie an andere Fachpersonen, wenn spezifisches Know-how erforderlich ist.

Wer arbeitet in Ihrer Einheit?

9 Mitarbeitende mit sehr unterschiedlichen Profilen. Die Älteren haben ein «klassisches» Ingenieurstudium absolviert und bringen viel Erfahrung aus ihren vorherigen Arbeitsstellen mit ins Team. Die jüngeren Mitarbeitenden haben eine Ingenieurausbildung im Bereich Energieeffizienz absolviert. Sie bringen neue Perspektiven und ihr akademisches Wissen ein, z. B. über neue Tools.

Es ist mir auch wichtig zu erwähnen, dass wir eng mit den Mitarbeitenden der Abteilung «Planung und Ausführung» zusammenarbeiten. Ihre Hauptaufgabe ist die Durchführung von Effizienzprojekten, die unsere Arbeit perfekt ergänzt.

Wie läuft ein Audit konkret ab?

Zunächst besuchen wir unsere Kunden vor Ort, befragen sie und analysieren dann alle Parameter ihres Energieverbrauchs – die bestehenden Anlagen, das aktuelle Verbrauchsprofil und vieles mehr. Zurück in unseren Büros schlagen wir eine Vielzahl von realistischen und umsetzbaren Verbesserungsmassnahmen vor, wobei wir die Investitionskosten und die erwarteten Einsparungen mithilfe leistungsstarker IT-Tools aufzeigen. Anhand dieser Berechnungen legen wir dem Unternehmen einen detaillierten Bericht vor, in dem die Massnahmen nach dem Grad ihrer Rentabilität geordnet aufgeführt sind. Bei Grossverbrauchern sind die wirtschaftlich rentablen Massnahmen mit einer Umsetzungspflicht innerhalb von 10 Jahren verbunden.

Wie wird diese Rangordnung definiert?

Alle Massnahmen, die sich leicht umsetzen lassen und sich – manchmal schon nach wenigen Monaten – bezahlt machen, sind zu priorisieren. Massnahmen, die mehr konzeptionelle Arbeit zur Umsetzung erfordern, werden über einen längeren Zeithorizont geplant, was letztendlich eine qualitativ hochwertige Inbetriebnahme ermöglicht. Auch hier ist die gegenseitige Ergänzung mit den Mitarbeitenden der Einheit «Planung und Umsetzung» offensichtlich. Die Unternehmen können in jedem Fall auf unsere Unterstützung zählen.

Welche Ratschläge geben Sie in der Regel zuerst?

Bevor Anlagen ersetzt werden, suchen wir zuerst nach, Massnahmen, die sich innert kürzester Zeit lohnen. Man ist sich gar nicht bewusst, wie viele Tausend Franken man mit ganz einfachen Massnahme, wie der Regulierung der Lüftungsleistung von Heizungsanlagen, pro Jahr sparen kann!

«Man ist sich gar nicht bewusst, wie viele Tausend Franken man mit ganz einfachen Massnahme (...) pro Jahr sparen kann!»

Wie geht es weiter?

Wir begleiten Unternehmen während der gesetzlich vorgeschriebenen 10 Jahre. Jedes Jahr ziehen wir Bilanz, messen die Energieeinsparungen, überprüfen, welche Massnahmen umgesetzt wurden, planen das weitere Vorgehen…

Welche Kriterien verwenden Sie, um die erzielten Einsparungen zu quantifizieren?

Jede vorgeschlagene Massnahme entspricht der erwarteten Einsparung des Audits. Wir müssen also überprüfen, ob diese Erwartung der Realität entspricht, indem wir Rechnungen und Verbrauchsdaten analysieren, die wir mit Produktivitätsindikatoren vergleichen.

Und wie hoch sind im Allgemeinen die Verbesserungsraten?

Für Grossverbraucher ist das ideale Ziel, 20 % Energieeinsparungen in 10 Jahren zu erreichen. Dies hängt jedoch von den einzelnen Unternehmen und Branchen ab. In einigen Fällen ist der Bereich so spezifisch, dass dieses Ziel fast unmöglich ist. In anderen Fällen kann man viel weiter gehen.

Wie viele Audits haben Sie bisher durchgeführt?

Mehr als 500 seit der Gründung der Einheit, also seit etwas mehr als zehn Jahren.

Mit welcher Herausforderung sind Sie am häufigsten konfrontiert?

Bei der Übergabe des Auditberichts sage ich unseren Kunden immer: «Ist Ihnen klar, dass Sie bisher keine einzige kWh eingespart haben? Nur wenn Sie die in diesem Bericht beschriebenen Massnahmen umsetzen, werden Sie effizienter werden!» Und genau das ist die Herausforderung, insbesondere für Unternehmen, die nicht gesetzlich verpflichtet sind, ihre Energieeffizienz zu verbessern: Unsere Erkenntnisse gelten erst, wenn die Massnahmen umgesetzt werden.

Stossen Sie manchmal auf Vorbehalte?

Die Unternehmen verstehen sehr schnell, dass wir auf ihrer Seite sind. Sobald sie sehen, dass sie Geld sparen können, sind sie begeistert und unterstützen unsere Massnahmen voll und ganz. Letztendlich wollen wir, dass die Schweizer Industriestruktur bestehen bleibt, dass sie wettbewerbsfähig ist, dass wir Arbeitsplätze in unserem Land sichern und gleichzeitig Energie sparen können.

Bietet Ihre Einheit auch andere Dienstleistungen an?

Da wir in der Lage sind, Audits auf Unternehmensebene durchzuführen, können wir dies auch auf Quartier- oder sogar auf Gemeindeebene tun.

Wir können auch sehr früh in die Planung neuer Standorte eingreifen. Wir bieten Lösungen an, um diese zukünftigen Standorte mit der nachhaltigsten Energie zu versogen, die ihrem zukünftigen Bedarf entspricht. Diese Produkte werden als EcoPlan bezeichnet. Dies ist ein zweites Standbein unserer Einheit, auch wenn Audits für Industriekunden unser Kerngeschäft bleiben wird.

Und zu guter letzt: Welche weiteren Entwicklungen erwarten Sie?

Unsere nationale Strategie, die sogar über das Thema Energie hinausgeht, ist klar: Wir müssen dekarbonisieren. Für den Industriesektor, den wir mehrheitlich betreuen, ist es manchmal eine grosse Herausforderung, vollständig auf fossile Energieträger zu verzichten und stattdessen auf kohlenstofffreie Energie umzusteigen.

Auch hier ist unser Know-how als Experten für umfassende Energielösungen für Unternehmen unverzichtbar, und ihr Vertrauen ist ebenso entscheidend: Die Energiewende gemeinsam zu schaffen, ist Teamarbeit.

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